Vom Eintauchen in die südwest-englische Gelassenheit

Mit Auto, Kleinflugzeug, Fahrrad und Boot durch Cornwall

Gasse in Clovelly
Clovelly

Zum zweiten Mal sind wir nun schon im September in Cormwall - alle versichern uns, dass das einerseits eine wahnsinnig beliebte Zeit ist, um hierher zu reisen, wie absolut entspannt aber alles dennoch ist.

 

Und tatsächlich, nirgendwo haben wir wirklich das Gefühl, uns in Menschenmassen zu bewegen. Ein kleines bisschen voller war es lediglich in Padstow, wo der Fernsehkoch Rick Stein sich ein kleines Imperium mit Restaurants, Geschäften und Kochschule aufgebaut hat, er ist sozusagen der Alfons Schubeck von Cornwall!

 

Auch in Clovelly kann es bisweilen etwas voller werden. Das ist ein interessantes Projekt eines (echten) Bilderbuch-Dorfes, malerisch am Hang gelegen, für das man Eintritt zahlt und das auf der anderen Seite durch die Investition diese Gelder in seiner Einzigartigkeit erhalten bleibt. Wir waren sonntags am späten Nachmittag dort und es war schon recht leer. Lag vielleicht auch daran, dass so langsam alles zumachte.

Gartenträume

Diesmal besuchten wir aus Zeitgründen nicht viele Gärten. Außerdem haben wir eine erkleckliche Auswahl bereits beim letzten Mal gesehen, darunter die verwunschenen Lost Gardens of Heligan.

Blühende Pracht im Rosemoor Garden
Rosemoor Garden

Und den großartigen Landschaftspark von Stourhead, den liebevoll angelegten Privatgarten Chygurno, Glendurgan mit seinem dekorativen Irrgarten und der Schluchtengarten von Trebah mit Strandzugang. Und noch einige mehr... Vielleicht muss ich hierzu doch mal einen eigenen Blogeintrag erstellen. Gleich zu Beginn, noch in Devon, machten wir eine Stippvisite bei den wirklich sehr schönen Rosemoor Gardens, einem vielfältigen Park der Royal Horticultural Society mit dem beeindruckendsten Obst- und Gemüsegarten, den wir bisher gesehen haben. Der kleine Tearoom mit süßer Terrasse offeriert übrigens hervorragende Cream Teas mit Scones, Clotted Cream und Erdbeermarmelade, ohne diese Seelenstreichler geht in England gar nichts!

Kugel-Gewächshäuser im Eden Project
Eden Project

Das Eden Project, bei unserer vorherigen Reise noch hochnäsig ignoriert (warum in eine künstliche Welt eintauchen, wenn es hier so viel reine Natur gibt?), haben wir am letzten Tag noch mitgenommen.

 

Und siehe da - gar nicht so schlecht! Quasi aus dem Nichts hat man in riesigen, futuristisch anmutenden kugeligen Gewächshäusern einen Regenwald und andere Klimazonen hineingezaubert. Demnächst eröffnet der Canopy Walk durch den Regenwald, die Pläne sehen sehr spannend aus. Kurzum - ein Besuch lohnt sich, trotz happiger Eintrittspreise. Dafür ist hier alles ganz biologisch, von der Pflanzenpflege über Essen in den Cafés und Restaurants bis hin zu den Artikeln, die man in den Shops erstehen kann.

Palmen und mediterrane Pflanzen im Abbey Garden
Abbey Garden

 

 

Einen weiteren Garten, den Abbey Garden, haben wir auf den Scilly Islands durchstreift, genauer gesagt auf Tresco.

 

Zu dieser Jahreszeit ist alles unglaublich grün, Palmen wiegen sich im Wind und bieten den perfekten Rahmen für die Fülle an subtropischer Pflanzenvielfalt, für die das milde Klima auf Scilly ideal ist.

Trauminseln in Weiß und Türkis

Ach, und überhaupt, die Scillies - ein Traum von vielen kleinen Felseninseln, langen weißen Sandstränden und türkisfarbenem Wasser, tatsächlich macht es den Anschein, als sei man in der Karibik. Die Wassertemperatur ist allerdings eher in Richtung "brrrr" einzuordnen... Spätestens wenn der dicke Zeh beim Eintauchen ins Wasser blau wird, weiß man wieder, dass man in England ist.

Skybus über den Scillies
Skybus über den Scillies

Der Flug von Lands End mit einem der kleinen fliegenden Sky-Busse dauert übrigens nur ca. 15 Minuten. Trotz des sehr starken und böigen Windes lag die kleine Maschine, die acht Passagiere fasst, absolut ruhig in der Luft - ob das die Aura der Scillies ist? Zurück ging es mit einer etwas größeren Twin Otter, ebenfalls angenehm ruhig. Mit dem Schiff würde man so ca. drei Stunden benötigen, also schon ein kleiner Zeitvorteil, den die fliegenden Kleinbusse bieten. Ab nächstem Jahr hofft man, den Helikopter Service wieder aufnehmen zu können, der vor einiger Zeit eingestellt worden war, um noch ein wenig unabhängiger von den Widrigkeiten des Wetters zu sein.

 

Zwischen den Inseln herrscht ein regelmäßiger Verkehr von mehr oder weniger rasanten Kleinbooten, manche Überfahrt dauert auch nur 5 Minuten, denn die Inseln liegen sehr dicht beieinander und sind auch nicht besonders groß. Tresco haben wir z.B. mit dem Fahrrad umrundet (die man hier übrigens, wie auch die Haustüren, nicht abschließen muss).

Weißer Naturstrand und türkisfarbenes Wasseer auf den Scilly Islands
Scilly Islands

Ein paar wenige Male im Jahr kann man bei sehr niedriger Ebbe für kurze Zeit die Sandbank zwischen Tresco und Bryher quasi trockenen Fußes überqueren. Das ist natürlich immer ein Highlight, das entsprechend gefeiert wird. So spaziert man nicht nur herum, sondern es werden Tische aufgestellt, man kocht Krebse und trinkt etwas Leckeres dazu. Schade - wir haben das Ereignis ganz knapp verpasst! Auf jeden Fall geht das Leben hier sehr gemütlich vonstatten. Warum hetzen, wenn es auch gemächlicher geht? Schon wenn Sie den ersten Ihrer beiden Füße auf die Inseln setzen, schaltet Ihr Körper automatisch einen Gang zurück - mindestens!

Therapeutisches Autofahren

Bei uns hat man oft das Gefühl, dass hinter dem Steuer eines Autos alle Fahrer zu Monstern mutieren, die nichts besseres zu tun haben, als sich lautstark mit Kraftausdrücken über die Unzulänglichkeiten der anderen Verkehrsteilnehmer zu empören und dabei die eine oder andere eindeutige, aber durchaus unschöne Geste in deren Richtung zu vollführen.

 

Ganz anders in Cornwall - die Straßen sind hier oft einspurig, meist sind die schmalen Strecken auch noch durch meterhohe Hecken (ohne Randstreifen wohlgemerkt!) begrenzt, so dass eine aggressives Fahren kaum möglich ist. Es gibt die eine oder andere Ausweichbucht (manche haben ihren Namen sogar verdient, andere sind mit dem bloßen Auge kaum erkennbar, funktionieren im Bedarfsfall aber trotzdem) und der Rest ist - tja, Rücksicht! Kaum zu glauben, dass dieser Begriff im Straßenverkehr existieren kann.

 

Hier auf jeden Fall klappt das wunderbar: Man fährt auf einer schmalen Straße aufeinander zu, schwupps, hat das Gegenüber schon eine Ausweichbucht ausgemacht, zur Not wird auch zurückgesetzt, und deutet dem manchmal begriffstutzigen Gegenüber freundlich per Lichthupe an, dass alles in Ordnung sei und er ruhig vorbeifahren dürfe. Wenn zwei sehr höfliche Exemplare aufeinandertreffen, kann es sogar vorkommen, dass man sich nicht gleich einigen kann, wer wohl das Privileg genießt, den anderen vorbeilassen zu dürfen. Beim Passieren wird dann freundlich lächelnd gegrüßt.

 

Auf einer längeren Strecke kommt man teilweise aus dem Winken gar nicht mehr heraus und auch das Lächeln bleibt auf dem Gesicht festgetackert. Da die positive Mimik dem eigenen Gehirn erwiesenermaßen suggeriert, dass das Leben quasi ein rosa Ponyhof ist, fühlt man sich automatisch hervorragend - der Umstand, dass man vielleicht schon eine halbe Stunde Verspätung eingefahren, pardon -rangiert hat, rückt nonchalant in den Hintergrund. Übrigens - suchen Sie nicht lange auf der Karte nach diesen magischen Straßen, geben Sie am besten in Ihrem Navi immer "kürzeste Strecke" ein, dann klappt es wie von selbst. Vielleicht sollte man den einen oder anderen Aggressivling aus Deutschland mal zum therapeutischen Autofahren nach Cornwall schicken? Würde vielleicht sogar die Kasse zahlen.

Natur pur

Am Strand der Bedruthan Steps bei Ebbe
Bedruthan Steps

Für den nächsten Besuch haben wir uns fest vorgenommen, ein bisschen mehr Zeit mitzubringen und über den Küstenpfad, den Coast Path zu wandern, der sich fast durchgängig über tausend Kilometer an der südwestlichen Küste entlang schlängelt. Die Ausblicke auf die wilde Küste, das blaue Meer und die herrlichen Strände sind atemberaubend schön. Diesmal hatten wir das Glück, die Bedruthan Steps bei Ebbe und herrlichem Sonnenschein durchstreifen zu können. Freistehende Felsen ragen imposant und massiv aus dem goldenen feinsandigen Strand heraus, den das abfließende Wasser glatt und fest hinterlassen hat.

Dicht bewachsener und schmaler Canyon der Lydford Gorge
Lydford Gorge

Natürlich könnte man sich das anstrengende Kraxeln über die steilen Treppenstufen nach unten (und vor allem wieder zurück) sparen und das Panorama von oben genießen. Aber das ist wirklich nur halb so schön!

 

Apropos halb - die romantische Lydford Gorge haben wir aus Zeitgründen leider nur zur Hälfte erkunden können. Da es zwei Eingänge gibt, haben wir ein bisschen geschummelt und sind von beiden Seiten jeweils ein Stückchen hineingelaufen. Was wir gesehen haben, war sehr beeindruckend - eine üppig über und über mit Farnen bewachsene Schlucht, deren dunkles Gestein durch die Kraft des Wassers tief ausgeschnitten wurde und an einem Ende mit einem hübschen Wasserfall dekoriert ist. Die Schlucht liegt am Rande des Dartmoor Nationalparks, bei Nebel mystisch, bei guten Wetter offenbart es eine grandiose Weite - wir haben uns diesmal für letztere Varante entschieden. Die dazugehörigen wilden Ponys haben sich etwas rar gemacht, dafür grasten umso mehr Schafe am Straßenrand, mit schicken Farbklecksen im Fell. Modefarben der Saison sind anscheinend rot und blau. Im Exmoor, das sich an die Küste im Norden Devons anschließt, begann übrigens schon langsam die Heide zu blühen, in den nächsten Wochen wird es grandios aussehen!

 

Kaum zu glauben, wie viele tolle Ausflugsmöglichkeiten es in der Gegend gibt. Eines der Highlights war Tintagel Castle, das vor allem durch seine atemberaubende Lage punktet.

 

Bewegungsbegeisterte werden es lieben, hier gibt es nämlich einige schweißtreibende Höhenstufen zu überwinden!

Blick auf die Küste mit tosender Brandung vom Tintagel Castle
Blick vom Tintagel Castle

Cornwall und Devon mit seinen malerischen Dörfern, tollen Gärten und altehrwürdigen Landsitzen, umgeben von der herrlichen Natur gehören auf jeden Fall zu den schönsten Ziele in England. Als Sahnehäubchen finden Sie hier sehr kuschelige und stilvolle Hotels sowie äußerst netten Menschen!

Übrigens: Anregungen für Ihre Cornwall-Reise können Sie sich bei unseren Beispiel-Rundreisen holen!