Eine Reise nach Schottland im Herbst

Bunt, spektakulär & luxuriös!

Ende Oktober nach Schottland – wer macht denn so was?

 

Manchmal lässt die Arbeitssituation ein kleines bisschen Luft aus dem Reifen. Und da wir Schottland sehr lieben, ist es uns egal, was der Kalender sagt. So, wie wir es unseren Kunden auch immer eintrichtern, der Sommer ist nicht unbedingt die ideale Jahreszeit um dieses raue aber unglaublich herzliche Land zu bereisen. Trotzdem herrscht in dieser Zeit natürlich Nebensaison pur. Wir hatten unsere Erwartungen also ziemlich heruntergeschraubt und uns eher auf gemütliche Nachmittage in plüschigen Sofas vor einem knisternden Kamin eingestellt. Mit einem wärmenden Getränk in der Hand, draußen die nebelverhangenen Highlands. Wer konnte denn ahnen, dass wir blühende Gärten, sensationelle Sonnenuntergänge am Meer und eine Herbstfärbung par excellence geboten bekommen würden?

 

Was tun bei feuchter Witterung?

Auchentoshan Distillery von außen mit ausgedienter Brennblase als Deko im Innenhof ©My own Travel
Auchentoshan Distillery

Ok, nicht immer und nicht jedem hilft der alte Spruch "Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung" (jaaaa, Mama, aber ich hab' jetzt echt keine Lust, im Regen rumzustapfen...). Keine Angst, wir haben da ein paar tolle Ideen!

 

Schottland lebt und atmet sein Nationalgetränk, den Whisky. Es ist unglaublich, fast 150 Brennereien verteilen sich über das ganze Land. Egal, wo Sie Ihren Urlaub verbringen, die nächste Destillerie liegt meist schon um die Ecke. Die Besichtigungen sind informativ, unterhaltsam und immer gibt es eine Kostprobe der lokalen Brennkunst.

 

Wir selbst haben mittlerweile über 20 verschiedene Destillerien besucht und auf allen Führungen erwarteten uns engagierte und sachkundige Mitarbeiter, die den Spirit ihres Hauses mühelos auf die Besucher überspringen lassen. Eine gute Gelegenheit also, einer eventuellen feucht-kühlen Witterung draußen zu entgehen. Aber aufgepasst, diese Idee haben auch andere, selbst in der Nebensaison sind viele Führungen schnell ausgebucht, besonders bei den bekannten Marken.

 

Wenn Sie bestimmte Häuser sehen möchten, ist eine Vorreservierung angeraten. Wenn Sie sich für Bio-Produkte interessieren, schauen Sie mal bei der recht jungen Nc’Nean Distillery vorbei. Hier werden nicht nur biologische Whiskys gebrannt, nein, hier steckt Umweltbewusstsein quasi in jeder Flügelschraube. Die Führung ist supergemütlich und der Whisky ziemlich ansprechend - mit weiblichem Touch. Ach ja, und die Fahrt über die legendären schottischen Single Track Roads durch diese magische Landschaft ist einfach grandios. Sorry, aber irgendwann gehen einem echt die Superlative aus...

Neben Whiskydestillerien locken weitere Indoor-Aktivitäten. So haben wir uns z.B. die ratternde Maschinerie der Kaschmir-Weberei von Johnstons of Elgin in der gleichnamigen hübschen Stadt auf einer Tour von innen angeschaut. Die Weberei produziert hochwertige Stoffe für alles, was in der Modebranche Rang und Namen hat. Hier können Sie schon mal exklusiv spicken, was die Modefarben und Muster der nächsten Saison sind!

 

In der Weberei Johnstons of Elgin - pinkfarbenes vor Ort gefärbtes Garn ©My own Travel
Johnstons of Elgin

Auch das recht neue ikonische V&A Design-Museum in Dundee hat uns gut gefallen. Die sehenswerte Dauerausstellung ist kostenfrei. Wie übrigens sehr viele Museen in größeren Städten, die vielfach auf Spendenbasis arbeiten. Fantastisch sind z.B. in Glasgow das vielseitige Kelvingrove Museum (das wir dieses Mal leider wegen Streik nur von außen besichtigen konnten) und das liebenswerte Riverside Transport-Museum.

 

Ganz neu ist die mit 8.500 unterschiedlichsten Exponaten gefüllte Burrell Collection, die zwar etwas abseits liegt, aber demnächst in die Hop-on-Hop-off Busrouten integriert werden soll. Auch das familienfreundliche National Museum und die National Galleries in Edinburgh reihen sich hier perfekt ein, auch architektonisch sind die Museen meist eine Schau - von modern bis historisch ist alles dabei.

 

 

Doch es gibt nicht nur Museen! Trockenen Fußes lässt sich auf einer Mary Kings Close Tour unterhaltsam das unterirdische, lange vergessene Labyrinth Edinburghs durchstreifen, gespickt mit wahren Geschichten und spannenden Legenden. Na ja, nicht unerwähnt bleiben sollten die unzähligen Castles mit dazugehörigen Gärten (für sonnige Stunden dazwischen). Diese haben wir diesmal aber - sehr untypisch für Schottlandreisende - schnöde links liegen gelassen. Warum? Schlicht und einfach, da wir viele schon aus früheren Besuchen kennen. Nein, Moment, bis auf Culzean Castle, da es ebenfalls etwas abseits an der Südwestküste liegt. Das vom National Trust betreute Schloss thront auf einer Klippe mit Blick auf das Firth of Clyde und bietet spektakuläre Ausblicke auf das Meer. Das Schloss im Stil eines schottischen Herrenhauses ist sehenswert, der herrlich angelegte, ausgedehnte Park lädt zum Spazierengehen ein. Was wir natürlich taten!

 

Herrschaftlich übernachten

Lobby in historischem Stil imj Glenapp Castle ©My own Travel
Glenapp Castle

Wenn Sie an eine Reise durch Schottland denken, kommen Ihnen da als Unterkünfte auch gleich entweder historische Schlosshotels oder gemütliche B&B’s in den Sinn? Perfekt - wir haben ein paar davon für Sie getestet. Wer erstklassig nächtigen möchte, ist in den Häusern der Luxury Scotland Vereinigung sehr gut aufgehoben.

 

Ein Beispiel ist das herrschaftliche Glenapp Castle. Wir wollten uns diesmal ein wenig abseits der von uns bereits betretenen Pfade bewegen und wählten nach einer Stippvisite in Glasgow die westlichen Borders als Startpunkt.

 

Glenapp ist innen wie außen ein Schlosshotel wie aus dem vielzitierten Bilderbuch. Es gibt kein Hinweisschild an der sehr langen Einfahrt und keine Rezeption, stattdessen einen freundlichen Butler-Service. Alles hat einen sehr privaten Touch. Wir fühlten uns, als würden wir (ziemlich wohlhabende) Freunde auf einer Landpartie besuchen. Und so ist es gedacht.

 

Alle Räumlichkeiten sind stimmig und edel eingerichtet. Der auf mehreren Ebenen angelegte Garten verströmt im Herbst eine besondere Atmosphäre: ein leichter Nebel schwebt über dem feenhaften Teich, die Bäume tragen stolz ihr prall-buntes Laubgewand.

 

Der Golfstrom sorgt für mildes Klima, so blühen hier und da noch ein paar hübsche Blumen.

 

Nebenbei ein Tipp für Gartenfreunde: Auch eher ab von den üblichen touristischen Rennstrecken liegt der Logan Botanic Garden, nach eigener Auskunft Schottlands exotischster Garten. Und tatsächlich - selbst zu dieser Zeit blüht es in jeder Ecke, und zwar an der frischen Luft, nicht etwa im Gewächshaus!

 

Es waren außer uns kaum Menschen unterwegs. Ungestört wandelten wir durch den weitläufigen mit vielen exotischen Bäumen und Pflanzen verzierten Traum von einem Landschaftsgarten und schnupperten nebenbei verzaubert an der einen oder anderen Blüte. Diverse liebevoll angelegte Gartenräume sorgen für Abwechslung und Aha-Effekte.

 

Lediglich der Wald mit dem Riesenrhabarber war durch ein Unwetter im Oktober etwas verwüstet. Doch keine Angst, nächste Saison wächst alles nach!

Isle of Eriska mit gepflegtem Crocket-Rasen Isle of Eriska © My own Travel
Isle of Eriska

Isle of Eriska ist ein weiteres nobles Hotel mit überaus privatem Ambiente. Ca. 20 Autominuten von Oban entfernt, versteckt es sich auf einer kleinen Insel, mit dem Festland lediglich verbunden durch eine schmale Brücke. Otter und Seehunde können Sie hier häufig beobachten, ganz nebenbei auf einem Spaziergang am Ufer entlang.

 

Das gastfreundliche Hotel hat zwar eine Driving Range, ist jedoch kein Golfhotel. Als Info für die Golfer unter Ihnen: Der landschaftlich schöne und spielerisch herausfordernde Golfplatz von Glencruitten liegt in der Nähe. Das Hotel verfügt aber über einen eignen Spa mit Indoor-Pool in einem vom historischen Haupthaus separaten Gebäude, in dem sich das zweite Restaurant befindet, das bei unserem Besuch in der Off-Season geschlossen war.

 

Die gesamte Atmosphäre ist sehr behaglich. Oh, was haben wir den kostenlosen Willkommens-Dram Whisky auf unserem gemütlichen Zimmer vor dem offenen Kamin genossen... Das Hauptrestaurant bietet eine sehr gute Küche mit regionalen Spezialitäten und einen wunderbaren Blick ins Grün des gepflegten Gartens. Ein idealer Rückzugsort, um alles baumeln zu lassen, zur Not auch die Seele.

 

Von hier aus lassen sich übrigens hervorragend ein paar der Inneren Hebriden auf Ausflügen besuchen. Wir unternahmen auf unserer Reise einen Trip auf die fantastische Isle of Mull. Mit den Fähren der CalMac (Caledonian MacBrayne) vom Fährknotenpunkt Oban sind die Inseln unkompliziert zu erreichen, nach Mull dauert die Überfahrt ca. 45 Minuten. Die Insel besticht durch eine vielfältige Landschaft mit majestätischen Bergen, tiefen Tälern, felsigen Küstenlinien und idyllischen Stränden. Besonders faszinierend ist die Halbinsel Ross of Mull mit ihren dramatischen Klippen und sensationellen Ausblicken - ein kleines Paradies für Naturliebhaber. Tobermory, die Hauptstadt von Mull, ist bekannt für ihre bunten Häuser am Hafen. Die Stadt hat eine charmante Atmosphäre und bietet lokale Geschäfte, Kunsthandwerk und Restaurants und - wir sprachen ja schon über Whisky - die kleine, aber feine Tobermory Distillery.

Apropos Whisky, ein weiteres exklusives Hotel aus der Luxury Scotland Collection hat uns sehr beeindruckt: Glenmorangie House. Whiskyliebhaber kennen natürlich den gleichnamigen Whisky. Die benachbarte Brennerei bei Tain nördlich von Inverness gehört zum Hotel (bzw. umgekehrt).

Glenmorangie House ©My own Travel
Glenmorangie House

Bereits beim ersten Schritt durch die Türe dieses Kleinods empfängt uns die unvergleichlich behagliche und gastfreundliche Atmosphäre. Neben dem allgegenwärtigen opulenten, farbenprächtigen Stil lauern überall künstlerische Details darauf, entdeckt zu werden. Viele davon haben mit Giraffen zu tun. Klingt ein wenig exotisch für das herbe Schottland?

 

Bei einem Blick auf die schlanken Brennblasen der Destillerie wird schnell klar: diese sind ja so hoch wie eine ausgewachsene Giraffe! Die Form sorgt überdies für das besondere Aroma des Glenmorangie Whiskys.

 

Nicht alltäglich für ein Hotel: Alle Gäste nehmen das köstliche Abendmenü gemeinsam an einer großen Tafel ein. Mit viel Raum für interessante, manchmal sogar tiefgründige Gespräche, die sich wie von selbst entwickeln und oft beim Kaffee oder einem Dram Whisky im Salon weitergesponnen werden.

Collage des Hotelschiffs Fingal in Edinburgh ©My own Travel
Fingal

Etwas ganz Besonderes in der Hotellandschaft Edinburghs ist zweifellos das Hotelschiff Fingal. Das mittlerweile außer Dienst gestellte Schiff versorgte über viele Jahre die abgelegenen Leuchttürme entlang der schottischen Küste. Neben den schiffstypisch schiefen Böden begegnen Ihnen zahlreiche liebevolle Details – von den Teppichmustern, die an die Verglasung der Leuchttürme erinnern, bis zu den Kupferdecken, die fließendes Wasser darstellen, und den Kleiderhaken in Ankerform. Jedes Zimmer ist nach einem Leuchtfeuer benannt, die zugehörige Karte ist jeweils am Kopfteil des Bettes in Leder geprägt. Sogar ein angepasster Fahrstuhl ist eingebaut – natürlich rund, in Form eines Leuchtturms!

 

Ein kleines Bonbon: Alle Gäste der Fingal haben freien Eintritt auf der Royal Yacht Britannia, die im Hafen von Leith ihre letzte Ankerstelle gefunden hat. Der reizende Stadtteil Leith ist übrigens unser persönlicher Tipp für Edinburgh. Besuchen Sie hier unbedingt die Gin Destillerie von Lind & Lime, die immer noch den Charme einer Hinterhofbrennerei verströmt. Und, vom gleichen Betreiber, die neue Port of Leith Distillery, eine vertikale Whisky-Brennerei mit Panoramabar.

 

Boutique-Unterkünfte neu entdeckt

Gemütliche Lounge mit knisterndem Kamin in der Longcrook Lodge ©My own Travel
Longcrook Lodge - Lounge

Neben den Luxury Scotland Hotels spürten wir auf unserer Herbstreise zwei weitere Perlen auf. Die erst in 2023 neu eröffnete Longcrook Lodge ist besonders für Whisky-Freunde interessant.

 

Liegt sie doch inmitten der Speyside, Schottlands Gebiet mit höchster Dichte an Whiskydestillerien.Ein idealer Ausgangspunkt, um von hier aus die Region zu erforschen.

 

Begeistert hat uns neben der idyllischen Lage mit wunderbarem Blick sowie der sorgfältig ausgewählten, gemütlichen Einrichtung und vielen liebevollen Details, die herzliche Gastfreundschaft, mit der Susan und Derry ihr kleines, feines B&B mit nur 3 Zimmern führen. Eigentlich wollten sie ihr Haus schon viel früher öffnen, aber da kam ja nun leider eine Pandemie dazwischen.

The Peat Inn - Collage des Tasting Menüs ©My own Travel
The Peat Inn - Tasting Menü

Die zweite Entdeckung führte uns in die Nähe der Golfhochburg St. Andrews, zum Peat Inn. Das Haus ist besonders für sein exzellentes Sternerestaurant bekannt.

 

Der makellose Service, die entspannte Atmosphäre und nicht zuletzt das kreative, vorzügliche Menü haben uns einen unvergesslichen Abend beschert. Wie schön, dass wir nur ein paar Schritte bis zu unserem Zimmer hatten, denn das Peat Inn ist ein typisch britisches „Restaurant with Rooms“.

 

Die gemütlichen Suiten, von denen die meistern über 2 Etagen angeordnet sind, schauen alle in den ruhigen Garten. Am nächsten Morgen wird das umfangreiche Frühstück auf dem Zimmer serviert und liebevoll am Tisch angerichtet.

Unser Fazit: Der Herbst in Schottland kann wunderschön sein! Natürlich sollte man sich auf die Möglichkeit vorbereiten, von Regen, Wind und kühlereTemperaturen erwischt zu werden. Und entsprechende Kleidung einpacken. Aber mal ehrlich, auf einer Schottlandreise ist das generell ratsam. Das bewährte Zwiebelprinzip, bei dem verschiedene Kleidungsschichten je nach Situation an- oder ausgezogen werden können, hat sich als äußerst effektiv erwiesen. Wir empfehlen außerdem: Sparen Sie nicht bei der Unterkunft. Besonders da es im November früher dunkel wird, verbringt man relativ viel Zeit im Hotel. Daher ist es von Vorteil, ein ansprechendes und gemütliches Domizil zu wählen, idealerweise mit einem romantischen, prasselnden Kamin. Dies rundet Ihren Schottlandaufenthalt im Herbst perfekt ab!