Verzicht oder Kompensation?

Mobilität in Zeiten des Klimawandels

Grüne Weinbergschnecke mit angemaltem Haus
Bild: Alexandra Koch / Pixabay

Flieger oder Bahn – diese Frage stellen sich gerade viele Reisende vor dem Hintergrund der aktuellen Klimadebatte. Oder Auto? Und wenn ja, welches? Mit dem SUV kann man sich ja offenbar gar nicht mehr blicken lassen.  Uff, bei der Mobilitätsfrage kann man echt so viel falsch machen heutzutage.

Kürzlich habe ich gelesen, dass die Bahn mit ihrem Öko-Strom Image auch ein bisschen grüne Schönfärberei betreibt. Also, mit 100% Ökostrom, wie die Werbung immer suggeriert, fährt selbst der geneigteste Bahnkunde nicht. Allerdings liegt die Bahn tatsächlich bei der Klimabilanz vor dem Flieger. 

 

Das Auto liegt so dazwischen, kommt aber darauf an, wie viele Personen im Auto sitzen und natürlich, mit welcher Art von Gefährt man in den Sonnenuntergang braust. Hm, Busse gibt‘s auch noch und die weisen ebenfalls eine ziemlich gute Bilanz auf.

Für mich hängt die Wahl des Verkehrsmittels eng mit dem gewählten Ziel und der Strecke  zusammen. Im Urlaub möchten sich die meisten erholen und das ist für viele nicht gewährleistet, wenn sie, um ans Ziel zu gelangen, drei Mal umsteigen müssen, evtl. gekrönt von einem längeren Aufenthalt auf einem zugigen Bahnsteig. Und wenn ich auf einer Rundreise, z.B. nach Schottland oder Irland, nur mit dem Auto an die etwas entlegeneren Ort gelange, muss ich für mich überlegen, ob ich darauf verzichten möchte ober ich mich eventuell an anderer Stelle um Nachhaltigkeit bemühe, z.B. im Alltag öfter das Fahrrad oder den ÖPNV benutze, regionale und ökologisch produzierte Lebensmittel einkaufe etc. Was aber sicher nicht heißt, dass nicht bei jeder Reise neu hinterfragt werden sollte, welcher Weg am besten zum Ziel führt.

Und wenn ich mich dann doch für eine Flugreise entscheide, ist Kompensieren da das richtige Mittel? Das schlechte Gewissen schwingt bei vielen mit. Ich selbst kann mich davon auch nicht ausnehmen. Denn schließlich sorgen wir mit unseren Urlaubsangeboten dafür, dass der CO2-Fußabdruck unserer Kunden auch nicht gerade kleiner wird.

Wir könnten uns natürlich elegant rausziehen und einfach sagen, wir bieten die erdgebundene Rundreise an, wie die Leute hinkommen, ist deren Entscheidung. Macht es das besser? Ich finde nein. Wir ziehen allerdings unsere Grenzen, wenn es um die Wahl des Anbieters geht. Eine Airline wie Ryanair buchen wir z.B. grundsätzlich nicht, die es anscheinend nur schaffen, Profite zu erzielen, indem sie ihre Mitarbeiter unter Druck setzen, auf Sozialstandards pfeifen und auf die Nachlässigkeit oder Unkenntnis ihrer Kunden vertrauen und diese fröhlich abkassieren, wenn sie vergessen haben, sich online einzuchecken oder zu viel Gepäck mitnehmen.

Daher haben wir uns entschieden, jeden Flugkilometer über ein renommiertes Unternehmen, atmosfair, zu kompensieren und einzupreisen. Auf innereuropäischen Flügen bewegt sich der Mehrpreis meist bei ca. 11-13 EUR pro Person für Hin- und Rückflug, was denke ich niemandem die Reisekasse unzumutbar schmälert. Ein Anfang, sicher. Doch mit dem ersten Schritt in die hoffentlich richtige Richtung, setzt bereits der Prozess des Umdenkens ein. Irgendwann, so bin ich überzeugt, wird es ganz normal sein, das umweltfreundlichste Verkehrsmittel zu benutzen. Und dann sind hoffentlich auch die Angebote so vielfältig, dass sich niemand mehr in seiner Bequemlichkeit eingeschränkt fühlt.